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11.6.2015
Ein Armeeoffizier im Kongo soll von der dort aktiven britischen Ölfirma Soco Zehntausende US-Dollar erhalten haben.
KAMPALA taz |Als im Boden unter Afrikas ältestem Naturschutzgebiet die Suche nach Öl begann, klingelten bei Umweltschützern rund um den Globus die Alarmglocken. Der Virunga-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist Heimat der bedrohten Berggorillas – und Kriegsgebiet.
2008 erhielt die britische Ölfirma Soco von Kongos Regierung die Lizenz für Testbohrungen in jenem Teil des Parks, wo die Gorillas leben. Die Parkbehörde mit dem belgischen Direktor Emmanuel de Merode registrierte 2012, wie erstmals Geländewagen von Soco in den Park hineinfuhren. Die ersten Tests starteten unter dem Edward-See. De Merode startete eine weltweite Kampagne gegen Ölbohrungen in Virunga.
Der US-Milliardär Howard Buffett finanzierte die Produktion eines aufwendigen Kinofilms, der im Februar diesen Jahres in Hollywood für die Oscars nominiert war: Der Film „Virunga“, teils mit versteckter Kamera gedreht, zeigt Socos Machenschaften im Ostkongo auf, bevor die Firma vor einem Jahr unter internationalem Druck zusagte, ihre Aktivitäten innerhalb des Parks einzustellen.
Im Film bietet unter anderem der kongolesische Armeemajor Burimbi Feruzi Bestechungsgelder an und spricht Drohungen aus. Major Feruzi war damals Verbindungsoffizier zwischen Soco und der kongolesischen Armee. Er war nahe der Soco-Basis im Park stationiert und laut Soco für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zuständig.
Berichte der Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch (HRW) und Global Witness (GW) lassen darauf schließen, dass Kongolesen, die sich gegen die Ölbohrungen aussprachen, entführt und gefoltert wurden – von Soldaten aus Major Feruzis Einheit. Zwei Fischer seien in diesem Zusammenhang sogar ermordet worden, so HRW.
Dass eine Ölfirma im Kriegsgebiet auf lokale Militärs angewiesen ist, ist normal. Üblich im Kongo ist es auch, dass gewisse staatliche Gehälter von der Firma übernommen werden. Doch wurde Major Feruzi von Soco gezielt dafür bezahlt, Kritiker auszuschalten? Der „Virunga“-Film stellt diese These in den Raum.
Mit versteckter Kamera wird Feruzi ertappt, wie er einem Parkwächter 3.000 Dollar anbietet, um Parkdirektor de Merode umzustimmen. Soco versicherte direkt nach Veröffentlichung des Films gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters und dem britischen Sender BBC, damit nichts zu tun zu haben.
Aber Global Witness (GW) liefert jetzt die ersten, halbwegs stichhaltigen Hinweise, dass die Gelder tatsächlich flossen: Soco soll Feruzi im April und Mai 2014, also nach den ersten Dementis, über 42.000 Dollar bezahlt haben. So verraten es mehrere auf Feruzis Namen ausgestellte Schecks des Soco-Kontos bei einer Bank in Ostkongos Provinzhauptstadt Goma sowie Quittungen, die Feruzi unterschrieb. Die Dokumente hat GW unter anderem der taz zugespielt.
Soco widerspricht nur halb. In einer Reaktion gegenüber GW erklärt Soco-Vizedirektor Roger Cagle, mit Major Feruzi nichts direkt zu tun gehabt zu haben: „Weder er noch irgendeiner seiner Soldaten wurde jemals von uns direkt angeheuert, sondern unterstanden den Befehlen der Regierung. Diese Fakten haben wir nie abgestritten“.
Weiter: „Jegliche finanziellen Vereinbarungen sind ausschließlich so, wie mit Kongos Regierung abgesprochen.“ Der Direktor verspricht: „Sollte es Beweise von Fehlverhalten geben, werden angemessene Maßnahmen ergriffen.“
Dass die Anschuldigungen jetzt öffentlich werden, ist kein Zufall. Soco hatte gestern in London seine Jahresversammlung. Global Witness verlangt jetzt, dass die britische Antikorruptionsbehörde und das Justizministerium Ermittlungen gegen die Ölfirma aufnehmen.
Simone Schlindwein