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18.08.2015
Der preisgekrönte Arzt und Frauenretter Denis Mukwege wird für die Wahl 2016 gehandelt. Hillary Clinton lädt ihn nach Washington ein.
BRÜSSEL taz | Denis Mukwege ist international bekannt. Der Chirurg und Direktor des Panzi-Krankenhauses in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Bukavu hat 40.000 Opfern sexueller Kriegsverbrechen das Leben gerettet, 2014 bekam er vom Europaparlament den Sacharow-Preis für Menschenrechte. Jetzt scheinen manche seiner Verehrer eine neue Idee für Mukwege zu haben: Eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik Kongo, die im November 2016 stattfinden soll.
Ob er antreten wolle, fragten belgische Journalisten Mukwege schon im April, als der französische Journalist und Filmemacher Thierry Michel in Brüssel seinen Dokumentarfilm „L ’ homme qui répare les femmes“ vorstellte.
Die Frage war angesichts des Films logisch: Der Frauenarzt verurteilt „die Multis, die Kongos Bodenschätze ausbeuten“, und die internationale Gemeinschaft, die zu wenig gegen sexuelle Gewalt der Milizen, Armee und Polizei im Kongo tue. Mukwege äußert in dem Film auch – wie schon vor der UN-Vollversammlung – Kritik an der eigenen Regierung und beschreibt den Kongo als „krankes Land“. Schickt sich der Arzt an, das Land gesund zu machen?
Kongos Opposition sucht derzeit nach glaubwürdigen Kandidaten für 2016 – eine Wahl, bei der unklar ist, ob Präsident Joseph Kabila entgegen der kongolesischen Verfassung für eine dritte Amtszeit antreten wird oder nicht. Der Abgeordnete Martin Fayulu von der Oppositionspartei ECIDE (Engagement pour la citoyenneté) hat für Mukwege geworben, Webseiten in Kinshasa haben den Arzt als „Kandidaten der Weißen“ vorgestellt.
Verwunderlich ist das nicht angesichts der Lobeshymnen auf den Arzt. Gianni Pitella, Präsident der Sozialisten im EU-Parlament, bezeichnete Mukwege nach einem Besuch im Panzi-Krankenhaus als „Engel auf Erden“. Der Dokumentarfilmer Thierry Michel nennt ihn einen „Propheten“, der „eine wichtige Rolle“ in seiner Heimat zu spielen habe.
Viele Belgier mit Kongo-Interessen haben den Dokumentarfilm gefördert, der im September auch im Washingtoner Kapitol gezeigt werden soll – in Anwesenheit Mukweges und auf Einladung der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die ihn als Außenministerin in Kongo besucht hatte.
Mukwege selbst hält sich bedeckt. „Ich weiß nicht“, lautete seine Antwort auf die erste Frage des belgischen Fernsehens, ob er Präsidentschaftskandidat sei. Er müsse sich um seine Arbeit kümmern.
Ein klares „Nein“ ist das nicht. Der Film ist schon so etwas wie ein Wahlkampffilm. Gezeigt wird Mukwege nicht nur als Arzt, sondern auch als Prediger in seiner Pfingstkirche in Bukavu jeden Sonntag. „Heute haben in diesem Land viele keine Arbeit, unser Land hat keine Straßen, es gibt nichts zu essen und viele Kinder können nicht zur Schule gehen“, predigt er.
Dankbare Frauen, denen er geholfen hat, stehen hinter ihm mit Plakaten: „Wir stehen hinter dir, Papa.“ Und in einer Predigt zitiert Mukwege aus dem 113. Psalm das Lob Gottes, „der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Kot, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes“. So wie Denis Mukwege, wenn er vor der UNO spricht, vor dem EU-Parlament oder vor Hillary Clinton.
François Misser