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31.5.2018, Simone Schlindwein
Als der Ebola-Virus die Großstadt Mbandaka erreichte, schreckte die Welt auf. Jetzt sind Ärzte optimistisch, dass sie die Seuche im Griff haben.
KAMPALA taz | Endlich eine gute Nachricht aus dem Kongo: „Ich kann nicht genau sagen wann, aber wir werden den Ebola-Ausbruch eindämmen“, versichert Henry Gray, Ebola-Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo, im Telefoninterview mit der taz.
Anders als in Westafrika 2014 sei im Kongo dieses Mal sehr schnell gehandelt worden: Regierung und Weltgesundheitsbehörde (WHO) hätten rechtzeitig Alarm geschlagen, die internationale Gemeinschaft, darunter die UNO, hätten schnell Geld bereitgestellt, um 19 Tonnen Material in den Dschungel zu transportieren. Knapp acht Wochen nach dem ersten Verdachtsfall und nicht einmal vier Wochen nach der offiziellen Bestätigung durch Kongos Regierung sei die Situation, so Gray, nun „halbwegs unter Kontrolle“.
51 Infektionsfälle, davon starben 25 – das sind die aktuellen Zahlen der WHO. Alle wurden in der nordwestkongolesischen Dschungelprovinz Equateur gemeldet Obwohl die Todeszahlen am Wochenende noch einmal gestiegen sind, wurden seitdem keine weiteren Verdachtsfälle gemeldet. Im Gegenteil: Ein Patient wurde negativ getestet. Die Zahlen sinken also.
Das hätte auch anders kommen können. Als in den vergangenen zwei Wochen vier Infizierte in der Provinzhauptstadt Mbandaka bestätigt wurden, setzte die WHO die Alarmstufe auf „sehr hoch“. Mbandaka mit mehreren hunderttausend Einwohnern liegt am gewaltigen Kongo-Fluss, auf welchem Frachtschiffe und Passagierboote quer durch das Land und bis in die über zehn Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Kinshasa unterwegs sind.
Das Risiko, dass sich Ebola in der dicht besiedelten Großstadt ausbreitet und auf den Rest des Landes überschwappt, sei sehr hoch gewesen, bestätigt Gray.
Gray muss es wissen. Für den britischen Arzt ist dies der vierte Ebola-Ausbruch, dessen Bekämpfung er im Kongo koordiniert. Der letzte war im Mai 2017. Fast alle ereigneten sich in abgeschiedenen Dschungeldörfern. Der Ebola-Virus ist nach einem Fluss im Kongo benannt, wo die Krankheit 1976 zum ersten Mal festgestellt wurde.
„Enorme Herausforderung“
Die Abgeschiedenheit der Ebola-Regionen im Kongo sei eigentlich ein Vorteil, so Notfallkoordinator Gray: Die Dörfer sind klein, die Infizierten reisen nicht weit, stecken also weniger Menschen an. Doch „logistisch ist das eine enorme Herausforderung“. Diesmal wurden die ersten Patienten im April in einer Gesundheitsstation im Ort Ikoko behandelt.
Dort gibt es weder Telefon noch Internet. Eine einzige Straße führt dorthin, doch die ist in der derzeitigen Regenzeit unpassierbar. Damit der Hubschrauber mit den ersten Ebola-Ärzten Anfang Mai überhaupt landen konnte, mussten die Einwohner mit Macheten eine Lichtung in den Dschungel schlagen. Weitere Fälle tauchten kurz darauf im 30 Kilometer entfernten, etwas größeren Ort Bikoro auf, rund 250 Kilometer von Mbandaka entfernt an einem See.
Die WHO und Ärzte ohne Grenzen haben 138 Ebola-Experten aus der ganzen Welt eingeflogen, dazu Laborausrüstung, 3.000 Schutzanzüge, Zelte und 400 Wasch- und Desinfiziereinrichtungen für Gesundheitsstationen, Schulen und Kirchen.
Erstmals ein Impfprogramm
Neu ist dieses Mal die Anwendung der Impfung. Der hochkomplexe Impfstoff wurde nach der Epidemie von 2014 in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone weiterentwickelt – mit über 28.000 Infizierten und über 11.000 Toten der schlimmste der Geschichte – und bis 2016 klinisch getestet.
In den vergangenen zehn Tagen bekamen im Kongo über 400 Menschen die Prophylaxe verabreicht: Ärzte, Krankenpfleger, Beerdigungshelfer, sowie denjenigen, die in unmittelbaren Kontakt mit Infizierten gewesen sind.
Der Impfstoff muss bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden – nicht einfach im Kongo, wo Strom und Kühltruhen selten sind. „Ich bin froh, mitteilen zu können, dass es uns gelungen ist, die Kühlkette bis zur Spritze, die dem Patienten verabreicht wird, einzuhalten“, sagt Gray jedoch.
Das Team von Ärzte ohne Grenzen sei jetzt östlich von Bikoro unterwegs, um Verwandte der dortigen Infizierten zu impfen. „Wir haben immer noch nicht alle Menschen gefunden, die mit den Ebola-Patienten in Kontakt gekommen sind. Das ist nach wie vor die größte Hürde.“