16.7.2014 taz Nr. 10461 Themen des Tages 46 Zeilen, SIMONE SCHLINDWEIN S. 03
„Wenn es geht, friedlich“
Der Chef der UN-Mission im Kongo, Martin Kobler, über den neuesten Versuch zur Entwaffnung der FDLR
taz: Herr Kobler, wird die Entwaffnung der FDLR gelingen?
Martin Kobler: Wir haben jetzt eine große Chance, die FDLR auf friedliche Weise zu demobilisieren. Ich sehe zurzeit den Beginn eines Prozesses, der aber an Glaubwürdigkeit noch erheblich gewinnen muss. Kriterien sind für uns: schnelle und bedingungslose freiwillige Entwaffnung von Kombattanten und Übergabe der Waffen, Übergabe von Territorium von der FDLR an die kongolesische Regierung sowie sofortiger Stopp aller Menschenrechtsverletzungen.
Was passiert, wenn nicht?
Die militärische Option ist nach wie vor auf dem Tisch. Das ist im Übrigen auch die Auffassung der kongolesischen Regierung.
Warum wäre der Zeitplan von sechs Monaten nicht gut, der jetzt vereinbart wurde?
Der Plan der kongolesischen Regierung sah eine Entwaffnung innerhalb von 22 Tagen vor. Jetzt scheint diese Frist zu rutschen. Uns kommt es darauf an, unser Sicherheitsratsmandat zu erfüllen, also das Ende aller bewaffneten Gruppen einschließlich der FDLR. Wenn es geht, friedlich; wenn nicht, auch mit militärischen Mitteln. Je schneller es geht, desto besser.
INTERVIEW: SIMONE SCHLINDWEIN
Martin Kobler, Jahrgang 1953, ist deutscher Diplomat und leitet seit einem Jahr als UN-Sonderbeauftragter die UN-Mission im Kongo (Monusco), die größte Blauhelmmission der Welt. Davor stand er an der Spitze der UN-Hilfsmission im Irak.