13.5.2015 taz Nr. 10712 Ausland 46 Zeilen, D.J. S. 10
Freispruch und dann abgeschoben
BERLIN taz | Der bisher einzige freigesprochene Häftling des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag ist gegen seinen Willen in sein Heimatland Kongo abgeschoben worden, wo er um sein Leben fürchtet. Mathieu Ngudjolo wurde nach seiner Ankunft in Kongos Hauptstadt Kinshasa am Montag an einen unbekannten Ort verschleppt, sagte die Juristenvereinigung ACAJ (Kongolesischer Verband für den Zugang zur Justiz) am Dienstag. „Er stieg aus und man zwang ihn in ein Auto und er fuhr weg“, sagte ACAJ-Vorsitzender George Kapiamba.
Ngudjolo führte währen des Kongokriegs die Miliz FNI (Nationalistische Kräfte für Integration) im Distrikt Ituri an. Er wurde 2008 verhaftet und nach Den Haag ausgeliefert, wo ihm wegen eines Massakers der Prozess gemacht wurde. Im Dezember 2012 wurde er freigesprochen. Weil er in diesem Prozess Kongos Regierung belastet hatte, die 2003 die FNI unterstützte, wollte er nicht in die Heimat zurück und beantragte Asyl in den Niederlanden, was ihm verwehrt wurde. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die Abschiebung. Kongos Regierungssprecher Lambert Mende sagte, Ngudjolo sei bloß zu einem „Debriefing“ beim Geheimdienst gebracht worden. D.J.