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28.12.2017, Dominic Johnson
Leila Zerrougui wird die neue Chefin der UN-Mission im Kongo. Die algerische Juristin kennt das Land und hat sich einen guten Namen gemacht.
BERLIN taz | Wer in einem der schwierigsten Konfliktgebiete der Welt die weltgrößte UN-Mission führen will, darf Konflikte nicht scheuen. Von daher ist Leila Zerrougui, die am Mittwoch zur neuen UN-Sonderbeauftragten für die Demokratische Republik Kongo und Chefin der dortigen UN-Mission MONUSCO berufen wurde, die richtige Wahl.
Die 61-jährige algerische Juristin hat nicht nur eine lange UN-Karriere hinter sich – das gilt für die meisten UN-Funktionäre. Sie ist auch im Laufe dieser Karriere immer mutiger geworden – das gilt für die wenigsten.
Ihren letzten Job als UN-Sonderbeauftragte in bewaffneten Konflikten verlor Zerrougui im März, weil sie Druck von oben nicht nachgeben wollte. Zuvor hatte ihr Jahresbericht Saudi-Arabien auf die „schwarze Liste“ von Ländern gesetzt, die die UN-Kinderrechtskonvention gebrochen haben und als Hauptverantwortlichen für getötete Kinder in Jemen bezeichnet. Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon strich das wieder. In Vorjahren hatte Ban auch schon Israel, das der Tötung von Kindern im Gaza-Streifen bezichtigt worden war, aus Zerrouguis Listen gestrichen.
Wer sich im Namen toter Kinder mit Israelis und Saudis anlegt, hat auch im Kongo keine Angst. 2008 bis 2012 war die Algerierin schon einmal die Nummer zwei der UN-Mission im Kongo gewesen. Ihre wichtigste Leistung damals: die Einrichtung „mobiler Gerichte“ im Kongo, um auch in Gegenden ohne staatliche Strukturen Gewaltverbrecher zu verfolgen.
Die „fliegenden Tribunale“ haben sich bewährt. In einem Interview vergangenes Jahr schilderte Zerrougui den Fall eines Armeeobersts, dessen Einheit ein Dorf terrorisiert hatte und der dann in eben jenem Dorf zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.
Ihre Karriere begann Zerrougui in den 1980er Jahren als Jugendrichterin in Algerien. Als Frau zu richten – auch das erfordert in Nordafrika Mut. 2003 wechselte sie zur UNO als Vorsitzende der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen. 2008 ging sie in den Kongo, 2012 in die UN-Zentrale.
„Frauen sind nicht von Natur aus verletzlich“, stellte Zerrougui jüngst in einem Interview klar. „Sie sind verletzlich, weil ihre Rechte nicht anerkannt werden.“ Oft fehle der Mut, sie einzuklagen, nach dem Denkmuster: „Das macht man nicht.“ Da bräuchten Menschen Unterstützung.
Zerrougui kommt zurück in den Kongo in einer Zeit, in der das Regime immer autoritärer auftritt und die UN-Mission unter Druck steht wie nie, mit Morden und Überfällen, hinter denen staatliche Einschüchterung vermutet wird.
Ihr Vorgänger Maman Sidikou aus Niger galt als Leisetreter. Zerrougui, so hoffen viele, wird jetzt die Menschenrechte wieder in den Mittelpunkt stellen.
„Sie ist beeindruckend“, sagt Kongo-Forscherin Séverine Autesserre, „unglaublich smart, der Beendigung des Leidens im Kongo verpflichtet, kenntnisreich. Und es ist toll, eine Frau an der Spitze der Mission zu sehen.“